Liebe Klienten, Kunden, Partner, Freunde und Interessierte,

der Sommer neigt sich dem Ende entgegen und ich hoffe, dass Sie schöne und entspannte Ferientage hatten. Gut erholt sind Sie hoffentlich wieder in den Alltag gestartet, aber viel zu schnell stellt man fest: Ich bin wieder im täglichen Trott angekommen! Und schneller als einem lieb ist, torpedieren kleine und große Ärgernissen die gewonnene Erholung und Gelassenheit. In diesem BliXlicht möchte ich Ihnen eine Anregung zum Umgang mit diesen Ärgernissen geben, damit Sie auch nach dem Urlaub noch was von Ihrer Erholung haben.

 

Ihre


BELEUCHTET

An welche Ärgernisse, Aufregungen und Missverständnisse in der Woche vor Ihrem Urlaub können Sie sich erinnern? Denken Sie bitte einen Moment nach...

... konnten Sie sich an Ereignisse erinnern? Sicherlich gab es mehrere Ereignisse, die den Pulsschlag erhöht haben, aber Ihnen sind sehr wahrscheinlich davon nur ein oder zwei im Gedächtnis geblieben. Die restlichen haben Sie - hoffentlich - vergessen. Vermutlich haben Sie diesen Vergessensprozess nicht aktiv gefördert, sondern die inzwischen vergangene Zeit hat Ihnen diesen Dienst erwiesen. Außerdem haben Sie ja schon häufiger erfahren: je entspannter wir sind, desto weniger machen uns solche Ärgernisse zu schaffen. Und da Sie ja gerade entspannt aus dem Urlaub wieder da sind, schütteln Sie jetzt vielleicht den Kopf und wundern sich, warum Sie sich über diese Kleinigkeit überhaupt aufgeregt haben.

Leider haben wir nach Ärgernissen ja nicht immer die Möglichkeit in Urlaub zu gehen und so von der Zeit Unterstützung zu erhalten. Daher wäre es sehr hilfreich, wenn wir es selber in der Hand hätten, wie wir mit solchen Ärgernissen umgehen. Und diese Möglichkeit haben wir, wenn wir es schaffen zwischen Verstand und Gefühl zu unterscheiden und beide Seiten in Entscheidungen zu berücksichtigen. Dabei kann die von Maja Storch entwickelte Affektbilanz sehr hilfreich sein.


ERLEUCHTET

Wie schon im BliXlicht II-2016 berichtet, beschäftigt sich Maja Stoch mit der Embodied Communication, die davon ausgeht, dass für Kommunikation Körper und Verstand wesentlich sind. Das betrifft die Kommunikation mit anderen genauso wie die Kommunikation mit mir selber und mit uns selber reden wir ja am allermeisten...

Unser Körper speichert jedes Erleben in neuronalen Netzwerken ab, d.h. alles, was wir über unsere fünf Sinne erleben, wird abspeichert und kann jederzeit vom Körper abgerufen werden - automatisch, ohne unser bewusstes dazu tun. Meist bemühen wir nur unseren Verstand, um zu einer Entscheidung zu kommen. Es sind aber immer auch Emotionen mit im Spiel, die sich über körperliche Signale bemerkbar machen. Der amerikanische Hirnforscher Antonio Damasio hatte diese somatische Marker genannt. Es sind Signale wie Herzklopfen, Bauchkribbeln, Kloß im Hals u.ä., mit denen uns unser Körper zeigt, dass er gerade mit einem Thema viel zu tun hat. Um zu guten Entscheidungen zu kommen ist es sehr hilfreich, sowohl auf den Verstand wie auch die somatischen Marker zu achten.

In jedem Erleben gibt es nun positive und negative Affekte, die in einer Affektbilanz gegenüber gestellt werden können und helfen, Verstand und Emotion sichtbarer und somit auch verständlicher zu machen.

Machen wir ein Beispiel: Bitte denken Sie an ein Ärgernisse, eine Stresssituation, einen Streit. Dann zeichnen Sie zwei Skalen auf, wie in der untenstehenden Affektbilanz-Grafik

 

Jetzt geht es nur um Ihr Gefühl, Ihre Emotion!!! Tragen Sie spontan mit einem Kreuzchen ein, wie hoch der negative Affekt ist (0=gering, 100=hoch). Im zweiten Schritt überlegen Sie bitte, was es Positives an dieser Situation gab und machen ebenfalls ein Kreuzchen auf der positiven Skala. Sie erhalten innerhalb von 200 Millisekunden ein Bauchgefühl, dem Sie folgen sollten! Und wichtig: negativer Affekt ist nicht das Gegenteil von positivem Affekt oder umgekehrt! Die Affekte werden im Hirn in zwei verschiedenen System erzeugt.

Jetzt schauen Sie auf das Gesamtergebnis und können den Kreuzchen in etwa Werte zuordnen. Dann ziehen Sie bitte ungefähr bei 33 und 66 eine Querlinie zwischen den Skalen.


  AUSGELEUCHTET

Nun ziehen Sie bitte eine  Bilanz der beiden Affektseiten, indem Sie erstmal das Ergebnis auf sich wirken lassen. Wie hoch ist der negative, wie hoch der positive Affekt? Was fällt Ihnen auf und ein? Hat der positive Affekt einen ausgleichenden Effekt auf den negativen Affekt? Entspannt sich die Situation, wenn man feststellt, dass sie auch ihre guten Seiten hat? Meist ist in einer Ärgersituation nicht alles schlecht, häufig gibt es auch positive Nebenergebnisse, die man in seiner Aufregung zunächst nicht wahrgenommen hat. Meine Klienten frage ich nach emotionalen Ärgerberichten häufig: Und was ist das Gute daran? 

Maja Storch unterteilt die Affektskala in drei Bereiche. Der Bereich zwischen 0 und -33 wird als schwach, der Bereich zwischen -33 und -66 als mittel und der Bereich zwischen -66 und 100 als stark in der Affektwirklung eingestuft. Sie gibt dazu folgende Handlungsempfehlungen ab:

Liegt - unter Berücksichtigung des positven Affekts - eine Affektbilanz im schwachen Bereich (0 bis -33), dann sollte man diese Vorkommnisse einfach ignorieren und denken: „Schwamm drüber“. Das sind die Ärgernisse an die Sie sich in der Regel nach einer gewissen Zeit sowieso nicht mehr erinnern können und die nur sehr kurz unser Gemüt in Wallung versetzen. Diese Wallung kann man durch eine sofortige Entscheidung zur Ablage im Gedächtnis-Papierkorb wesentlich verkürzen.

Liegt die Affektbilanz im mittleren Bereich (-33 bis -66), dann ist der negative Affekt so hoch, dass man nach einem Ausweg suchen und für sich Lösungen im Selbstmanagement finden sollte. Hier liegt es an mir, mein Verhalten so zu verändern, dass ein solches Ärgernis gar nicht mehr eintritt oder aber ich gut Einfluss auf den Verlauf nehmen kann. Dabei kann eine kleine Liste hilfreich sein, in der ich schriftlich festhalte, was ich selber beeinflussen, tun und ändern kann, will und werde.

Liegt die Affektbilanz im starken Bereich (-66 bis -100), sollte laut Maja Storch das ansonsten überstrapazierte "Wir müssen mal miteinander reden!" unbedingt in die Tat umgesetzt werden. Bei starken negativen Affekten wird man weder mit Vergessen noch mit bestem Selbstmanagement alleine eine Lösung hinbekommen. Mein Gegenüber, dass den starken Affekt mit beeinflusst hat gehört zur Klärung dazu. Nur gemeinsam kann hier eine Klärung herbeigeführt werden.


 ANGELEUCHTET

Die Affektbilanz hilft aber nicht nur dabei mit Ärgernissen gelassener umzugehen, sie ist auch hervorragend dazu geeignet in Entscheidungssituationen mehr Klarheit zu erhalten. Muss / will man sich zwischen zwei Dingen entscheiden, dann zeichnet man nicht nur einmal, sondern zweimal die Bilanz-Grafik auf und überschreibt diese jeweils mit den Entscheidungsmöglichkeiten. Dann werden in beiden Grafiken jeweils die negativen und die positiven Affekte eingezeichnet. Häufig kann man schon auf den ersten Blick eine Tendenz erkennen. Bei genauerer Analyse der einzelnen Affekte findet man schnell die Knackpunkte heraus und kann sich eine Strategie und Vorgehensweise überlegen, wie man für einzelne Punkte mehr Informationen bekommt und dann eine klare und sich gut anfühlende Entscheidung treffen kann. Denn nur wenn Verstand und Emotion im Einklang sind, wird man auch langfristig mit seiner Entscheidung zufrieden sein.

Wer näheres zur Embodied Communication erfahren möchte, dem sei das Buch von Maja Storch wärmstens empfohlen. Wem eine Zusammenfassung der Kernpunkte reicht, der findet sie hier. Und wenn Sie besser zu zweit denken können, Anruf genügt...


Wenn Sie noch mehr erhellende Momente haben möchten, hier geht es zum Blixlicht Archiv...

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