Vom Hausschwein zum Trüffelschwein.

 

Liebe Klienten, Kunden, Partner, Freunde und Interessierte,

im April 2017 erschien die vierte Auflage von Coaching-Tools II. In diesem Praxishandbuch für Coaching präsentieren erfolgreiche Coaches Interventionstechniken aus ihrer Praxis. Auch ich bin dort mit einem Tool vertreten und erhielt als Autor ein Belegexemplar. Beim Durchblättern blieb ich bei einer Methode hängen, die ein geschätzter Kollege entwickelt hat, der vor seiner Zeit als Coach Kriminalbeamter war. Sie heißt "Spurensicherung" und brachte mich auf die Spur zu diesem BliXlicht.

 

Ihre


BELEUCHTET

In einem Krimi wird nach jedem Mordfall die Wohnung des Opfers genau untersucht. Kommissare und Kriminaltechniker begeben sich auf Spurensuche und -sicherung, denn man möchte möglichst viel über den Toten erfahren. Uns stehen natürlich nicht die technischen Hilfsmittel der Kriminaltechniker zur Verfügung und wir haben auch nicht die Erfahrung eines Kommissars, aber dennoch nehmen wir in fremder Umgebung mehr wahr, als uns zunächst bewusst ist.

Nehmen wir mal an, Sie besuchen jemanden erstmalig in seinem Zuhause. Machen Sie sich vorher Gedanken, wie es dort aussieht? Haben Sie Erwartungen? Wie verhalten Sie sich, wenn Sie da sind? Was fällt Ihnen auf, was erscheint stimmig oder auch nicht?

Ich finde es immer sehr spannend, das persönliche Umfeld einer Person kennenzulernen, denn es sagt sehr viel über die Person aus. Der französische Philosoph Jean-Paul Sartre meinte dazu: "Wir wissen, wer wir sind, wenn wir betrachten, was wir besitzen." Wenn ich nun als Besucher betrachte, was jemand besitzt bzw. womit er sich umgibt, dann bekomme ich einen Eindruck von der Person selber. Denn die Dinge, mit denen sich jemand umgibt, sagen etwas über seine Persönlichkeit, seine Erfahrungen und sein Leben. Und folgt man der Methode der Spurensicherung, dann erfährt man auch etwas über die Muster einer Person, also typische Verhaltensweisen, an denen diese gerne festhält.

Mehr oder weniger bewusst ist jeder von uns auf der Spurensuche, denn wir überprüfen immer, ob das, was sich uns zeigt, zu unserer Einschätzung der Person passt und für uns stimmig ist. Passen Einschätzung und Spuren zusammen, dann fühlen wir uns bestätigt und sind meist recht entspannt. Auch, wenn neue, überraschende Erkenntnisse dazu kommen, die aber ins Bild passen. Ist das aber nicht der Fall, dann werden wir besonders aufmerksam und versuchen herauszufinden, was uns irritiert oder uns widersprüchlich zu unserem Eindruck erscheint. Klaffen Realität und unser Eindruck stark auseinander, dann haben wir ein Gefühl von Enttarnung.


ERLEUCHTET

Was würde ich nun bei Ihnen entdecken, wenn ich Sie besuche? Wohnen Sie auf dem Land oder in der Stadt? Alleine oder in einer Gemeinschaft? Ist Ihr Haus sehr aufgeräumt? Oder herrscht kreatives Chaos in der Wohnung? Sind die Wände weiß oder bunt gestrichen? Gibt es viele Möbel oder wenige, aber sehr besondere Stücke? Bevorzugen Sie Gardinen oder sind die Fenster einsehbar? Kann ich Gemälde und Kunst bei Ihnen bewundern oder sind die Wände leer? Gibt es Pflanzen? Oder ein Klavier? Finde ich Erinnerungsstücke von Reisen, Fotografien der Familie? Und was finde ich auf Ihrem Dachboden und im Keller?

All das sagt etwas aus über uns, denn wir gestalten unsere persönliche Umgebung so, dass wir uns wohlfühlen. Wir speichern Erinnerungen, Werte und Erfahrungen ganz besonders in konkreten Objekten. Warum? Damit wir sie nicht vergessen! Sie sind eine Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart und zugleich ein Wegweiser für die Zukunft. Wir fühlen uns über Dinge verbunden mit Menschen, weil sie diese Dinge geschaffen haben oder sie uns als Ausdruck ihrer Liebe und Wertschätzung schenkten. Einige haben einen besonderen Wert, weil wir viel dafür gearbeitet oder sie als Siegestrophäe errungen haben. Andere erinnern uns an intensive Erfahrungen, die wir im Leben gemacht haben und die bis heute prägend sind. Andere empfinden wir als schön und sie tun unserer Seele gut.

In unsere Umgebung lassen wir auch unseren Charakter einfließen, der seine Spuren hinterlässt und für andere manchmal offensichtlicher ist als für uns selber.


  AUSGELEUCHTET

Zu theoretisch? Ich gebe Ihnen ein Beispiel von meinem Arbeitsplatz. Meinem Schreibtisch gegenüber hängt eine große Weltkarte an der Wand. Dort sind mit Fähnchen die Länder/Orte gekennzeichnet, die ich schon besucht habe. Auf dem Regal darunter finden Sie Mitbringsel aus Afrika, Australien, Asien und Europa. Eingerahmt von Pflanzen. Bis auf ein Bücherregal haben alle anderen Regale Türen. Der Schreibtisch ist aufgeräumt und sauber. Was können Sie daraus lesen? Begeben Sie sich auf Spurensicherung!

Schreibtisch: Nur wenige Dinge liegen auf der Arbeitsplatte, Tastatur und Oberflächen sind sauber.
Spur: organisierte, ordentliche und saubere Zeitgenossin.
Regale: Türen verbergen das, was sich - vielleicht an Chaos - dahinter verbirgt.
Spur: geschlossene Flächen bringen Ruhe und Klarheit.
Dekoration: Ein Blick auf die Weltkarte zeigt, hier reist jemand gerne und sie bringt Erinnerungsstücke mit.
Spur: sie ist neugierig auf die Welt und ist gerne unterwegs.

Noch interessanter wird es für Sie als Spurenleser, wenn ich Ihnen verrate, dass ich gerade mein Arbeitszimmer renoviert habe und zum Beispiel die Weltkarte von der hinteren an die vordere Wand gewandert ist und ich die Erinnerungsstücke aus anderen Räumen geholt und ins Regal darunter gestellt habe. Nun, was lesen Sie daraus?

Ich erinnere mich, dass ich vor einigen Jahren eine Kollegin zuhause abgeholt habe und beim Gang ins Wohnzimmer das Gefühl hatte, ein Puppenhaus zu betreten. Alles war in Rosa gehalten, viel Plüsch, Deckchen, Porzellantierchen standen herum. Die Räume waren klein, aber mit sehr vielen Möbeln bestückt. Aufwendige Fensterdekorationen rahmten das Ganze ein. Schlagartig sah ich einige Verhaltsweisen der Kollegin in einem anderen Licht und verstand, was es damit auf sich hatte. Und mir wurde klar, dass wir sicher nicht eng miteinander würden arbeiten können, denn mir war das alles zu eng, zu kleinlich, zu engstirnig. Und diese Erkenntnis sagte mir wiederum etwas über mich.


 ANGELEUCHTET

Manche Dinge sind auch Stellvertreter für Wünsche und Pläne. Sie symbolisieren eine Sehnsucht und den Willen, diese nicht aus den Augen zu verlieren. Ein extremes Beispiel dafür haben Sie sicher schon beim Rumzappen im Fernsehen gesehen: Extremsammler, die mit all dem Krempel, den sie gesammelt haben, konkrete Pläne hatten, diese aber trotz unübersehbarer Sichtbarkeit nicht umgesetzt bekamen. Am Ende sind sie überhäuft und finden den Weg aus der Fülle zum wesentlichen Aspekt nicht mehr.

Auch unser Arbeitsplatz zeigt unsere Persönlichkeit. Ich erinnere mich, dass ich bei einer Führungskraft im Büro war und es dort so aussah, als wäre er gerade eingezogen. Umzugskisten stapelten sich auf dem Schrank und in den Ecken, es hing kein Bild an der Wand und es gab auch keine Pflanze. Auf meine Frage, ob er gerade eingezogen sei, schaute er mich überrascht an und meinte, nein, das ist seit drei Jahren mein Büro. Eine andere Führungskraft suchte ich trotz Verabredung vergeblich in ihrem Büro. Besser ich sah sie nicht, denn außer einem 40x40 cm freien Platz an ihrem Schreibtisch waren im ganzen Raum verteilt hohe Papierstapel - auf den Regalen, der Fensterbank, dem Fußboden und dem Schreibtisch (die Frau war 1,60 m groß). Mein Ergebnis der Spurensicherung: völlig überforderte, dabei extrem perfektionistische Führungskraft am Ende ihrer Kräfte.

Ich bin nach wie vor ein Freund des Ausmistens und erinnere gerne auch noch mal an die Drei Kisten Methode. Wir heben viel zu viel auf und konsumieren und kaufen meist auch zu viel. Da tut ein regelmäßiges Aussortieren gut und schafft Klarheit und Platz. Klarheit und Platz für die Dinge, die mir wirklich wichtig sind, die zu mir gehören und mir Richtung und Kraft für mein Leben geben.

In diesem Sinne - viel Freude bei der Spurensicherung in Ihrem Leben!


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